Robert Kelly: Die Skorpione. Als "intelligent, menschenähnlich und nur bei kurzwelligem ultraviolettem Licht sichtbar" schildert Mrs Eulalie Prentergest ihrem Psychiater die "Skorpione" genannten Wesen, von denen sie sich bedrängt fühlt. Eine rätselhafte Botschaft bringt den Arzt und Ich-Erzähler des Romans, eine abenteuerliche Mischung aus James Bond, Timothy Leary und Hugh Hefner, dazu, mit seinem Rolls Royce nach Florida aufzubrechen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Im Rahmen einer klassischen "road novel" wird er vom Suchenden zum Gesuchten, auf den Spuren der Phantasmen seiner Patientin bald eingeholt von einer ebenso genüsslich wie cool zelebrierten Paranoia. Im Nachwort gibt der Autor ein paar Hinweise zur Poetik des Romans, so beiläufig wie es sich gehört und ohne auf das zutiefst Beunruhigende seiner Prosa einzugehen. Robert Kelly, Jahrgang 1935, ist in den USA vorab mit einem umfangreichen lyrischen Werk bekannt geworden. Mit seinen auf Deutsch übersetzten Büchern gilt er in unserem Sprachraum als irgendwo zwischen Abish und Barthelme anzusiedelnder Geheimtipp. In "Die Skorpione" zeigt sich einmal mehr, dass die amerikanische Postmoderne beerdigt wurde, bevor man sie überhaupt wahrgenommen und verstanden hat. "Ein buchstäblich toller Roman, der mit seinem geradezu schurkischen Witz die heute grassierende tumbe Erzählerei weit hinter sich lässt." (Bruno Steiger)

170 Seiten, Euro 12,- / sFr. 15.-
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Robert Kelly: Die Skorpione, übersetzt von Lorenz Oehler